http://www.borreliose-gesellschaft.de/de/Informationen/LB_des_ZNS
added to lymenet.info cache on March 29, 2012


Borreliose-Gesellschaft e.V.

deen

Fallon BA, Levin ES, Schweitzer PJ, Hardesty D.
Inflammation and central nervous system Lyme disease. Neurobiol Dis. 2010 Mar;37(3):534-41. Epub 2009 Nov 26.

Exzerpt in deutscher Übersetzung
von Walter Berghoff

Vorbemerkung:

Die vorliegende Publikation von Fallon und Mitarbeitern ist eine Übersichtsarbeit zur Pathophysiologie der Lyme-Neuroborreliose unter besonderer Beachtung immunologischer und molekularbiologischer Erkenntnisse. Die vorliegende Übersetzung ist ein Exzerpt und gibt die wesentlichen Inhalte unter Literaturhinweis wieder. Bezüglich weiterer Detail-Informationen und der entsprechenden Literatur sei auf die Originalarbeit verwiesen.

Abstract

LB führt zu Multiorganerkrankung einschließlich Nervensystem. Die Studie soll die Bedeutung von Entzündungsprozessen in diesem Zusammenhang klären, gestützt auf Studien an Mensch und Tierexperimenten (Rhesusaffen). Es werden Richtungen für zukünftige Studien dargestellt, um zu klären, ob die Entzündung ein Mediator ist für die chronisch persistierende Lyme-Borreliose, insbesondere bei Patienten, die trotz antibiotischer Behandlung krank bleiben.

LB: EM, Gelenke, Herz, Muskeln, ZNS, peripheres NS.

Bb dringt etwa 18 Tage nach Infektionsbeginn in den Liquor. Auch PCR-Untersuchungen zeigen Invasion innerhalb der ersten zwei Wochen, jedoch nur in 50% der symptomatischen LNB-Patienten (1, 2).

Bei multiplen EM (also sinngemäß Stadium II, Anm. d. Übers.) 31% Neuroborreliose (3).

Bg hat besondere Bedeutung für Neuroborreliose. In USA nur Bss (4).

Entzündungen im Subarachnoidalraum und im perineuralen Gewebe treten ein bis vier Wochen nach Infektionsbeginn auf (5).

Sonstige Manifestationen der LNB: Meningoradiculitis (Bannwarth-Syndrom), craniale Neuritis, Encephalopathie, periphere Neuropathie, Encephalitis, Encephalomyelitis, neuropsychiatrische Erkrankungen (6).

Rhesusaffe (Rhesus macaque) ist geeignetes Experimentaltier (5).

Klinische Studien beim Menschen

Unbehandelte LB-Patienten entwickeln in 10%-15% der Fälle LNB: Periphere Neuropathie, Meningitis, Encephalitis, Entzündungen in Nervenwurzeln, dorsalen Wurzelganglien, grauer Substanz (Gehirn, Rückenmark) (7, 8, 9).

LNB kann auftreten während EM noch vorhanden ist (2).

Sonstige Manifestationen der LNB: Encephalopathie, Encephalomyelitis (10, 11, 12), Pseudotumor cerebri bei Kindern (13), Cerebellitis (14), Encephalomyelitis (15, 16).

Encephalopathie: Brain fog (sinngemäß: benebelt, Benommenheit).

Fatigue, Schlafstörungen, mentale Störungen (17, 18, 19).

Myelitis (15).

Vaskulitis mit Hirnstörung, cerebralen Anfällen, Hirninfarkt, MS-ähnliche Krankheitsmanifestationen.

Polyneuropathie (LNB) zeigt einen multifokalen Verlust des Axon, epineurale perivaskuläre Entzündung (20, 21).

Mehrere Arbeiten im Hinblick auf Schlaganfall bei LNB (22, 23, 24). Schädigung der Blut-Hirn-Schranke ermöglicht Penetration von Bb (25, 26), in den entzündlichen Infiltraten des Cortex vorwiegend T-Helfer-Zellen (9). Zudem spongioforme Veränderungen, erhöhte Anzahl von Mikrogliazellen, Lymphozyten, Plasmazellen in den Leptomeningen (27).

Bb meist nur in sehr geringer Zahl vorhanden, folglich ist Infektion wahrscheinlich nicht Ursache der Gewebsschädigung, sondern der entzündliche Prozess.

Vaskulitis führte bei Kind zum Tod bei Status epilepticus. Obduktion zeigte eine generalisierte Vaskulitis und Bb (28, 22).

Entzündliche Hirnläsionen gingen unter Antibiotika zurück oder verschwanden (22).

Auch bei Studien mittels Autopsie wurde Vaskulitis nachgewiesen (29).

LNB verursacht subarachnoidale Blutung und intercerebrale Blutung, Hirninfarkt im Thalamus (30, 24, 31, 32, 33, 23).

Vaskulitis Prädilektionsstelle vorderer Anteil des Circulus willisii (34, 35, 36, 31).

Krankheitszustände im Zusammenhang mit Vaskulitis oft erst Monate nach Infektionsbeginn. Pleozytose, Erhöhung von Liquoreiweiß, Antibiotika wirken günstig.

Läsionen im Marklager durch Antibiotika beseitigt (30).

LNB kann MS gleichen. Solche MS-ähnlichen Krankheitsbilder lassen sich durch Antibiotika bessern (Ceftriaxon) (37, 38).

Hypothese: Bb führt zur Produktion von autoreaktiven Antikörpern gegenüber Myelin (Kreuz-Rekognition), d.h. Kreuz-Erkennung bezüglich bakteriellen und Myelin-Peptiden oder via Aktivierung bestimmter Zytokine, d.h. gleiche Zytokine unter dem Einfluss von Bb bzw. bei MS. Strukturelle Verwandtschaft zwischen Myelin-Protein und Bb-Flagellin. Nachweis von kreuzreaktiven polyklonalen und monoklonalen Antikörpern bezüglich Flagellin-Antigen oder Epitopen der neuralen Zellen, d.h. die polyklonalen und monoklonalen AK richten sich sowohl gegen Flagellin als auch gegen neurale Epitope (39, 40, 41, 42, 43, 44, 45).

Die kreuzreaktiven Vorgänge können ein Krankheitsbild simulieren, das weitgehend der RRMS entspricht.

19/283 Patienten mit MS waren Bb-serologisch positiv. 5/283 hatten intrathekale Antikörper gegen Bb. Behandlung mit Ceftriaxon bzw. Doxycyclin verhinderte keine weiteren Schübe (46, 47).

Beziehung zwischen MS / LNB: Borrelien-Serologie bei MS-Patienten zweimal so häufig positiv wie bei Patienten mit sonstigen neurologischen Krankheiten (48).

10/10 MS-Patienten zystische Strukturen im Liquor, nicht jedoch bei Kontrollen. Bei allen Patienten jedoch PCR negativ; aufgrund des Fehlens des Erregernachweises kann die Arbeit von Brorson den Zusammenhang zwischen Bb und MS nicht unterstützen (49).

Experimentelle Hinweise auf die Bedeutung entzündlicher Vorgänge im ZNS bei Lyme-Borreliose
Bb exprimiert Lipoproteine, die neutrophile Leukozyten anziehen. Lipoproteine von Bb ist 50 bis 500 Mal wirksamer als Lipoproteine von anderen Bakterien im Hinblick auf Induktion von Zytokinen und Mitogenen (50).

Wahrscheinlich werden OspA, OspB und OspC nach Inokulation downreguliert, so dass nurmehr Antikörper gegenüber Flagellin bleiben (51).

Bei Menschen, wie beim Rhesusaffen führt Bb zu einer heftigen Entzündung in verschiedenen Organen, im Parenchym des ZNS ist dagegen die Entzündung gering oder fehlt vollkommen (5).

OspA ist ein starker Stimulator der neutrophilen Leukozyten und proinflammatorischer Zytokine, OspA wird jedoch bereits kurz nach der Blutmahlzeit downreguliert und nach Eindringen in den menschlichen Organismus, insbesondere ZNS wieder upreguliert (52, 53, 54, 55, 56, 57).

OspC ist stark immunogen (58). Es wird kurz nach der Inokulation downreguliert. Dies begünstigt die Invasion, da OspC das Immunsystem stark stimuliert.

VlsE dient Bb dem Immunsystem zu entkommen und ermöglicht dadurch die Persistenz des Erregers (59).

Weitere escape-Mechanismen: Vermehrte Auflagerung von Komplementregulatoren (Faktor H oder Faktor H-like-Eiweiße) vermittelt durch CRASPs (60).

OspE-verwandtes Protein dient beim escape-Mechanismus (61).

Dexamethason reduziert die Bb-AK-Produktion und führt zu einer 3- bis 4-fachen Erhöhung der Spirochätenzahl im Organismus (62).

Steroide schwächen den Immunmechanismus ab (63, 64, 51, 65).

Coinfektionen (z.B. Babesiose) begünstigen die chronische Lyme-Borreliose (63, 64, 51, 65).

Ausbreitung von Bb über das Blut. Erregernachweis mittels Kultur in 35%-45% der Fälle im Frühstadium (66, 67).

Bb passiert das vaskuläre Endothel unproblematisch (68), dagegen ist das Endothel der Gefäße im Zusammenhang mit der Blut-Hirn-Schranke protektiver (69).

Bb breitet sich auch über die peripheren Nerven zu den Nervenwurzeln aus. Folge Meningoradiculitis (M. Bannwarth) (70).

Bb veranlasst Nervenzellen Zytokine zu produzieren.

Schädigung von Gliazellen und Nervenzellen durch folgende Mechanismen:

      -       Direkte Wirkung von Bb auf Nervenzellen
-      
Induktion von neural produzierten Zytotoxinen oder Entzündungsmediatoren
-   Induktion oder Verstärkung der Entzündung (immunologischen Antwort) vermittelt durch Kreuz-reaktive Antikörper oder zelluläre Immunmediatoren

Im Mausexperiment führt Bb eher zu Arthritis, bei Rhesusaffen zu LNB sowie multiplem EM, Bb-AK, Pleozytose im Liquor und Meningitis (71).

Bb dringt in das cerebrale Parenchym ein bei Mäusen, Kaninchen und Rhesusaffen (72, 71).

Bb führt zu Schäden an den oligodendroglialen Zellen und führt möglicherweise zu einer Demyelinisierung (73).

Bb adhäriert im Tierexperiment (Maus) an Nervenzellen und Gliazellen.

Bb adhäriert an menschlichen Nervenzellen oder dringt in diese Nervenzellen ein (74).

Der intrazelluläre Aufenthalt stellt einen escape-Mechanismus dar. Andererseits kann der intrazelluläre Aufenthalt möglicherweise zu funktionellen Schäden in den Nervenzellen des ZNS führen (75).

Bb produziert kein Endotoxin (76). Die Schädigung der Nervenzellen ist Folge der Anhaftung unter Vermittlung von Lipoproteinen (z.B. OspA), das Nervenzellen anregt, proinflammatorische Zytokine und Chemokine zu produzieren sowie Apoptose und Astrogliose zu induzieren (75).

Proinflammatorische Zytokine IL-6, IL-8, IL-12, IL-18 und Interferron-y sowie die Chemokine CXCL12 und CXCL13 wurden im Liquor bei LNB nachgewiesen (77, 78, 79, 80).

Die Konzentration von IL-6 im menschlichen Serum und Liquor korreliert mit der Aktivität von LNB (77).

Chemokine ziehen B-Zellen an, so dass ihre Anzahl im Blut bei Patienten mit LNB höher ist, als bei anderen ZNS-Infektionen (81, 82).

CXCL13 im Liquor ist bei aktiver LNB erhöht. CXCL13 wird von Monozyten und denditrischen Zellen produziert als Antwort auf die Bb-Infektion. Die Konzentration an CXCL13 im Liquor ist bis zu 114 Mal höher als im Serum und geht der Bildung von intrathekalen Antikörpern voraus. CXCL13 ist möglicherweise Ursache für die Pleozytose, d.h. den hohen Anteil von Lymphozyten und Plasmazellen im Liquor bei LNB (83, 84, 70, 85).

Chinolinsäure ist im Liquor bei LNB erhöht. Chinolinsäure ist ein Excitotoxin und ein N-Methyl-D-Aspartat(NMDA)-Agonist, dessen Konzentration stark mit der Leukozytose im Liquor korreliert und der bei entzündlichen Vorgängen der LNB in größerer Konzentration im Liquor vorliegt, als bei der Lyme-Encephalopathie. Chinolinsäure führt in seiner Eigenschaft als NMDA-Agonist möglicherweise zur Beeinträchtigung von Lernvorgängen, Gedächtnis, Plastizität des ZNS, zu neurologischen und kognitiven Defiziten (86).

Unter der Einwirkung von OspA führen IL-6 und TNF zur Proliferation und Apoptosis von Astrozyten (75).

Astrozyten und Mikroglia produzieren in Gegenwart von Bb IL-6, TNF-a, IL-6, CCL3 und CCL4 (87).

Bei Hemmung der mitogen aktivierten Proteinkinase p38 und von Erk1/2MAPK (Lipoprotein-aktivierende Enzyme) wird die TNF-Produktion durch Astrozyten (bei Stimulation durch Bb-Lipoproteine) reduziert. Bei Fehlen beider Enzyme wird die Zytokin-Produktion vollständig verhindert (87).

Die Entzündungsimmunmediatoren (IL-6, IL-8, IL1-ß, Cox2, CXCL13) wurden bei LNB sichtbar dargestellt in Gliazellen bei gleichzeitiger Apoptose von Oligodendrozyten und Nervenzellen (88).

Viele der oben genannten Immunmediatoren sind beteiligt bei entzündlichen Antworten im Zusammenhang mit der LNB, jedoch auch bei neurodegenerativen Erkrankungen wie MS und vaskulären Krankheiten im Rahmen von Kollagenosen.

Bei Inokulation von Bb in die große Zysterne bei Rhesusaffen ergaben sich in der Folge erhöhte Liquorkonzentrationen für IL-6, IL-8, CCL2 und CXCL13 sowie eine Pleozytose aus Monozyten und Lymphozyten. Dieses Phänomen trat bereits eine Woche nach Inokulation auf, während die Reaktion des erworbenen Immunsystems erst nach 3 Wochen einsetzte. Die Immunantwort zeigte sich in Form einer akuten LNB mit Leptomeningitis, Radikulitis sowie in der Apoptose von Schwann’schen Zellen und Nervenzellen. Zudem zeigten sich entzündliche Infiltrate in der Dura und im frontalen Cortex (89).

Astrozyten und Nervenzellen produzierten IL-6, die Mikroglia CXCL13 und CCL2. Diese Vorgänge waren feststellbar in der Mikroglia des Rückenmarks und periventrikulär im Gehirn (90, 91, 92).

CCL2 führt zur Mobilisierung von T-Zellen im ZNS und zur Permeabilität der Blut-Hirn-Schranke, während CXCL13 zu einer Mobilisierung von B-Zellen führt.

Im Affen-Modell führte Bb zu einer Immunantwort des angeborenen Immunsystems im ZNS mit der Folge, dass Glia und Endothelzellen Entzündungen und Strukturschäden bei der akuten LNB herbeiführen. Dies geschieht bevor das erworbene Immunsystem in Aktion tritt (90, 93, 94).

IL-6 verursacht Fatigue, Krankheitsgefühl nicht nur bei der LB, sondern auch bei vielen anderen Infektionskrankheiten. IL-6 ist pyrogen, führt zu einer B-Zell-Differenzierung, stimuliert die Synthese von Akutphase-Reaktoren und zur Schmerzverstärkung durch Erhöhung der Sensivität von Nervenendigungen (90, 93, 94).

TNF-a ist pyrogen, stimuliert die Prostaglandinsynthese und hat generell im Zusammenwirken mit anderen Cytokinen eine komplexe Bedeutung für kognitive Prozesse auf der molekularen Ebene (95).

IL-1-ß hat ebenfalls eine zentrale Bedeutung bei Entzündung des ZNS und führt zugleich zu einer Hemmung der Synapsen, möglicherweise mit der Folge, dass Lernprozesse und Erinnerungsvermögen beeinträchtigt werden (96, 97).

Cyclooxygenase2, das bei LB in Astrozyten und Mikroglia nachgewiesen wurde, wird bei aktiven demyelinisierenden Läsionen im Rahmen der MS exprimiert (98), zugleich führt es zu motorischen und kognitiven Störungen und hat Einfluss auf die Ausprägung neuropathischer Schmerzen (99, 100).

Inflammatorische Mediatoren in vaskulären Endotelzellen sind bei Anwesenheit von Bb möglicherweise Ursache für eine Vaskulitis (vgl. 88).

Limitierte Evidenz liegt für das sogenannte molekulare Mimikry vor (44), das durch kreuzreaktive Antikörper zu Schädigungen im Nervensystem führt. Der Mechanismus beruht darauf, dass bestimmte Antigene von Bb menschlichen neuralen Epitopen ähneln (44, 101, 102).

Ein Fallbericht beschreibt die gute Wirkung von intravenöser Applikation von Immunglobulinen bei einem Patienten mit Polyneuropathie im Rahmen einer LNB, bei der die vorausgehende antibiotische Behandlung zu keiner Besserung der Polyneuropathie führte (103).

26 Patienten mit schmerzhafter Neuropathie nach OspA-Impfung oder Borrelieninfektion (nach erfolgloser antibiotischer Behandlung) sprachen ebenfalls auf intravenös applizierte Immunglobuline an (104).

Ausblicke

Bb induziert die Produktion von Entzündungsmediatoren und verursacht Dysfunktion und Schädigung des Nervensystems.

Zytokine vermitteln die Krankheitsantwort (105) in Form der verschiedenen Symptome (z.B. Fieber, Krankheitsgefühl, neuroendokrine Aktivierung, Appetitlosigkeit, Schläfrigkeit, Immobilisierung, Krankheitsgefühl). Dieser Zytokininmechanismus kann problematisch werden bei chronischen Krankheitsverläufen. Möglicherweise führen die Zytokininmechanismen zur Persistenz der Krankheitssymptomatik, obwohl die Infektion bereits nicht mehr vorliegt (106).

Solche Zytokininmechanismen sind möglicherweise auch eine Erklärung, warum die Depression nach einer vorausgegangenen aber beseitigten Lyme-Borreliose vierfach häufiger vorkommt als bei Patienten mit MUS (medically unexplained symptoms) ohne Anamnese einer Lyme-Borreliose (107).

Die Persistenz der Infektion, d.h. das Vorhandensein von Bb im Organismus ist möglicherweise nicht notwendig, um den Zytokininmechanismus zu unterhalten. Hierfür spricht der Befund von erhöhten IFN-y in Liquorzellen bei Patienten mit chronischer LNB, nicht aber bei Patienten, deren LNB abgeklungen war (108).

Um psychopathologische Krankheitsmanifestationen im Rahmen der LNB zu erfassen, sollte bei Auftreten einer akuten LNB zeitnah nicht nur die Bestimmung von Entzündungsmarkern erfolgen, sondern auch eine psychiatrische Analyse. Nur so kann der komplizierte Zusammenhang zwischen Infektion, Vulnerabilität des Patienten, Immunantwort und Langzeit-Krankheitsergebnis erfasst werden.

Läsionen im Marklager wurden bei 41% der Patienten mit LB Stadium III mit Encephalopathie beschrieben, in 50% der Fälle verschwanden die Läsionen unter antibiotischer Behandlung (109).

Die Ursache solcher Läsionen ist bis heute ungeklärt. Wahrscheinlich sind die Läsionen Ausdruck sowohl von Zirkulationsstörungen als auch metabolischen Störungen. Eine Besserung durch Antibiotika ist beschrieben. Möglicherweise sind auch Zirkulationsstörungen und metabolische Störungen Ursache für die Encephalopathie der LNB im Spätstadium.

Einige dieser Patienten mit Encephalopathie im Spätstadium reagieren auf wiederholte (!) antibiotische Behandlungen. Allerdings muss dies nicht auf einer Bekämpfung der Infektion beruhen, da Antibiotika bekanntlich Glutamat modulieren und einen antientzündlichen Effekt haben (110, 111).

Die Untersuchung mit bildgebenden Verfahren (PET, SPECT) unter Verwendung von Translocator Protein (TSPO) könnte möglicherweise helfen, eine persistierende LNB und ihren Verlauf besser zu dokumentieren (112, 113).

Literaturverzeichnis im Original